Kommentar zum Wechselfehler - Das Problem liegt beim DFB
Stand: 03.04.2022, 14:37 Uhr
Dass sich der DFB nach dem Wechselfehler des FC Bayern erstmal raushält und der Ball beim SC Freiburg liegt, ist unsäglich und unfair den Freiburgern gegenüber - ein Kommentar.
Von Christian Hornung
Christian Streich ist ja so etwas wie das gute Gewissen der Branche. Wenn sich der Trainer der Freiburger zu politischen oder gesellschaftlichen Themen äußert, trifft er damit seit vielen Jahren immer wieder den richtigen Ton. Er rüttelt auf, macht nachdenklich und erntet damit auch weit außerhalb der Fußballszene großen Respekt.
Wenn Streich nach dem Wechselfehler der Bayern sein Verständnis vom Regelwerk, dem sich kleine und große Vereine gleichermaßen unterzuordnen haben, so erklärt, dass die Pflicht zur Durchsetzung dieser Regeln niemals bei den Vereinen liegen dürfte - dann hat er auch hier zu 100 Prozent Recht.
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Keine Mannschaft darf mit zwölf Spielern spielen
Dass ein Verstoß vorliegt, ob nun gegen Regel drei, Absatz sieben oder gegen Paragraf 17, ist eindeutig: Keine Mannschaft darf mit zwölf Spielern spielen. Und die Bayern haben mit zwölf Spielern gespielt, als in der 86. Minute Marcel Sabitzer und Niklas Süle reinkamen, zunächst nur Corentin Tolisso rausging und Schiedsrichter Christian Dingert die Partie wieder freigab.
Ob 20 Sekunden oder 20 Minuten - egal
Die Bayern haben natürlich nur sehr kurz mit zwölf Spielern gespielt, es waren rund 20 Sekunden. Aber wenn die Dauer einer Regelübertretung Einfluss auf den Fakt an sich hat - wo wäre dann die Grenze? Nach einer Minute mit zwölf Mann? Nach 20 Minuten? Oder erst, wenn der zwölfte Mann ein Tor erzielt oder verhindert hat? Weil sich diese Diskussion gar nicht zu Ende führen ließe, kann es nur eine Lösung geben: Schon nach einer Sekunde ist die Regel gebrochen: Sobald der Schiedsrichter das Spiel freigegeben hat, obwohl ein Team zwölf Mann auf dem Platz hat.
Mit in die Bewertung einfließen könnte die Schuldverteilung. Läge die Verantwortung allein beim Schiedsrichtergespann, hätte also der Vierte Offizielle gar nicht erst zwei Bayern aufs Feld lassen dürfen, bevor auch zwei Bayern das Feld verlassen hätten - dann wäre der Verein möglicherweise entlastet.
Dass dem nicht so ist, weiß auch Schiedsrichter Dingert ganz genau: Beim Pokalspiel zwischen Preußen Münster und dem VfL Wolfsburg am 8. August 2021 erlaubte er den Wolfsburgern einen Wechsel zu viel. Trotzdem wurde der VfL nachträglich disqualifiziert, weil laut Regelwerk der Verein und nicht der Schiedsrichter für die Anzahl der Auswechslungen verantwortlich ist.
Schwarzer Peter plötzlich beim Sport-Club
Auch bei diesem Spiel schritt aber der DFB nicht von selbst ein, Preußen Münster musste zunächst Protest einlegen - und kam am Ende damit durch. Aber warum ist das so? Der DFB stellt seine Regeln auf, und deshalb muss auch der DFB deren Einhaltung überwachen und ihre Nichteinhaltung sanktionieren.
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Kontrollausschuss-Chef Anton Nachreiner sagt aber: "Der Kontrollausschuss ist nicht beteiligt, solange Freiburg keinen Einspruch einlegt."
Dass den Vereinen die Verantwortung zum Anprangern der Verstöße, zum "Petzen" übertragen wird, ist unsäglich. Und führt im aktuellen Fall dazu, dass jetzt der
SC Freiburg den Schwarzen Peter hat, obwohl der mit dem Verstoß gar nichts zu tun hatte, sondern in Person von Abwehrspieler Nico Schlotterbeck auch noch zu dessen vorzeitiger Beendigung beitrug.
Dilemma für die Freiburger
Freiburg muss nun abwägen: Wahrt man das Image vom fairen Vorzeigeklub und verzichtet auf den Einspruch? Und wenn dann am Saisonende ein oder drei Punkte zum Einzug in die Champions oder Europa League fehlen, was eine dicke zweistellige Millionensumme ausmachen kann? Diese Entscheidung dem Verein aufzubürden und sich als Verband zunächst mal wegzuducken, ist der eigentliche Fehler in den Statuten des DFB.